Anleitung zum Bau eines Tandems
- Rahmenwahl
- Zusammenbau
- Kettenführung
- Abschließend
Bild 1
Wer in den Genuss des Tandemsfahrens kommen will, aber vom Neukaufpreis
abgeschreckt wird, kann sich relativ einfach selbst ein Tandem bauen.
Das in Bild 1 dargestellte Tandem wurde aus 2 ausgemusterten
Diamant-Rahmen aus Stahl zusammengeschweißt. Wichtig ist, das man beim
Schweißen folgendes beachtet, um nicht das Leben der Tandemfahrer in
Gefahr zu bringen:
- Die Schweißarbeiten sollten von einem Schweißingenieur oder Bauschlosser
deines Vertrauens durchgeführt werden.
- Die Rahmen sollten aus dem gleichen Material bestehen.
- Der Schweißer sollte eine Schweißprobe an entbehrlichen Teilen der zu verwendenden Rahmen
machen, um die Haltbarkeit der Verschweißung zu prüfen.
- Aus Gründen der Stabilität sollten wirklich Diamant-Rahmen
verwendet werden.
Bild 2
Hinten
ist auf jeden Fall ein 28er Rahmen angebracht, damit zwischen den
Radlern etwas Luft ist. Vorne habe ich bei meiner Konstruktion einen
26er Mountainbike-Rahmen verwandt, um die Länge des Tandems etwas zu
reduzieren. Mit der Länge des Rades wächst nicht nur die Sperrigkeit,
sondern auch die Belastungen an den Schweißnähten. Die Vorderradgabel
ist für 28er Laufräder. Außerdem sollten der Aussendurchmesser der
Querstrange (wo die Sattelstange drin steckt) des vorderen Rahmens und
der Innendurchmesser der Hülse für die Gabel des hinteren Rahmens
gleich oder fast gleich sein. Dann kann man nämlich wie in Bild 2 die
Hülse längs aufgeschneiden, den vorderen Rahmen "einlegen", und entlang
der Schnittkante schweißen. Diese Verbindung ist dann wirklich
unbedenklich bezüglich der Festigkeit.
Von den Rahmen können Sättel mit Sattelstangen und Lenker
weiterverwendet werden.
2. Zum Zusammenbau nach oben
Vom vorderen Rahmen wird nun die "Unterseite des Diamanten"
entfernt, also die beiden V, an deren Spitzen das Hinterrad eingebaut
wird, so dass man nur ein Dreieck hat. Hierzu wird eine "Flex"
(Trennschleifer) oder eine Stahlsäge benutzt. Die Schnittstellen
sollten mit einer Feile so weit wie möglich geglättet werden. Der
vordere Rahmen wird nun wie bei der Rahmenwahl mit dem hinteren Rahmen
verbunden. Sollte der beschriebene "Trick" aufgrund unpassender
Durchmesser nicht gehen, und direkt die Rohre geschweißt werden,
sollten auf jeden Fall zusätzlich Versteifungen in Form von dreieckigen
Blechen in den betroffenen Ecken eingeschweißt werden!
Weiterhin braucht man eine Strebe, um die beiden Tretlager zu
verbinden. Hier kann man ein Stück Stahlrohr nehmen, oder wenn denn
genug ausgemusterte Rahmen vorliegen eines aus diesen ausschneiden.
Bild 3
Ist
der Rahmen fertig, hat man das Schwierigste schon hinter sich. Die
nächste und letzte ernste Hürde ist die Kettenführung. Bei meinem
Beispiel wurden 2 baugleiche 3-fach Kettenblätter für die Tretlager
benutzt. Vom vorderen zum hinteren Tretlager läuft eine Kette auf den
mittleren Kettenblättern, und vom hinteren Tretlager zum Hinterrad
läuft eine Kette vom größten Kettenblatt auf einen 6-fach-Zahnkranz. Die
Hinterradschaltung ist wie bei Individualrädern, man muss nur wie in
Bild 3 eventuell einen Bowdenzug verlängern.
Eine weitere, etwas kompliziertere Möglichkeit der Kettenführung ist,
die Kette vom vorderen zum hinteren Tretlager auf der linken Seite zu
führen. Dafür muss man einen Zahnkranz (und damit ein paar Gramm) mehr
spendieren, es ist irgendwie ungewohnt, und man beschmutzt sich
wahrscheinlich öfter mal das linke Hosenbein. Dafr hat man die volle
Anzahl an Gängen, wie bei einem normalen Rad. Bei hochwertigen Tandems wird das Straffen der Kette, die vom
vorderen zum hinteren Tretlager führt, durch eine exzentrische vordere
Lagerung realisiert. Eine einfache und billige Methode, die auch noch
ein Schalten auf den vorderen Zahnkränzen erlaubt, ist die
Kettenstraffung wie bei einer normalen Kettenschaltung zu realisieren,
siehe Bild 3. Hier muss ein bisschen gebastelt werden, also Löcher für
eine Halterung in Form eines Bleches in den Rahmen bohren, das man auch
basteln muss, und so weiter. Man nutzt die Anschläge, die sich in dem
zu montierenden Kettenumwerfer befinden (kleine Schrauben), um den
Abstand richtig einzustellen. Wahrscheinlich sind die Schrauben zu
kurz, also einfach längere besorgen.
Der Rest ist wie bei normalen Fahrrädern, außer das man längere
Bowdenzüge braucht. Die Laufräder sollten auch von besserer Qualität
sein, und die Bereifung schön dick. Lediglich für den Hintensitzenden
muss ein Lenkradvorbau (Bild 2) erstanden werden. Übrigens ist es nicht so
gut, wenn beide Fahrer im Gleichtakt treten. Um die hintere Kette
gleichmäßiger zu belasten sollte man 90 versetzt treten, siehe Bild 1.
Das Rad wurde im Frühjahr 2006 gebaut, und bisher (2018) läuft es problemlos.
Erstaunlicherweise machen die Flegen die doppelte Belastung gut mit.
erstellt am 15.08.2006, letzte Änderung am 20.10.2018